„… und unter’m Strich bleibt nur das Gute“

Die Autorin wurde im Februar 1946 geboren, neun Monate nach der Kapitulation Deutschlands und dem Einmarsch der alliierten Truppen.
Ihre leibliche Mutter gab an, das Kind stamme aus einer Vergewaltigung durch einen Russen, als ihr Ehemann, der 1944 als Soldat vermisst gemeldet worden war, im Oktober 1945 unerwartet aus russischer Gefangenschaft zurückkehrte.
Das Neugeborene wurde auf Veranlassung des Ehemannes unmittelbar nach der Geburt in ein Waisenhaus gebracht, wo es viereinhalb Monate später von einem kinderlosen Ehepaar abgeholt und als Pflegekind aufgenommen wurde. Die Pflegeeltern beabsichtigten, das Mädchen zu adoptieren, wozu die leibliche Mutter auch ihre Zustimmung erteilte.
Dreieinhalb Jahre später erhob die leibliche Mutter Ansprüche auf das Mädchen, die sie in einem aufwendigen, dreieinhalbjährigen Gerichtsverfahren auch durchsetzen konnte.
Obwohl die Pflegeeltern nichts unversucht ließen, ihr Kind bei sich zu behalten, wurde das inzwischen sechseinhalbjährige Mädchen durch einen Gerichtsvollzieher unter polizeilicher Unterstützung aus ihrem Elternhaus herausgerissen. Dem ahnungslosen Kind wurden unbekannte Menschen als ihre neue Familie vorgestellt. Der Pflegevater setzte alles Erdenkliche in Bewegung, kontaktierte die zuständigen Ämter, schaltete die Presse ein und schrieb einen Brief an den Bundespräsidenten Heuss.
Auch das Mädchen wollte sich mit dieser neuen Situation nicht abfinden, rannte immer wieder fort und zurück zu ihren Pflegeeltern. Als die leibliche Mutter aufgeben und den Pflegeeltern das Kind zurückgeben wollte, lehnte das zuständige Jugendamt dies ab und setzte als Alternative das Kinderheim fest.
Nun begann der Leidensweg des Mädchens in verschiedenen Kinderheimen und bei der leiblichen Mutter. Demütigungen, Gewalt und Missbrauch gehörten von nun an zum Alltag des Mädchens, das nicht verstehen konnte, warum es nicht einfach nach Hause zu seinen “Eltern” durfte.
Im Alter von 13 Jahren riss sie erneut aus, fuhr per Anhalter nach Frankfurt und anschließend nach Bad Nauheim, wo sie von der Familie eines dort stationierten amerikanischen Offiziers aufgenommen wurde, der auch der Vorgesetzte von Elvis Presley war.
Zur Veranschaulichung dieser Ereignisse nutzt die Autorin originalen Gerichtsakten und Dokumente aus den Jahren 1946 bis 1954, die sie all die Jahrzehnte aufbewahrt hatte und erst las, als sie sich entschlossen hatte, ihre Geschichte aufzuschreiben.
Vor einigen Jahren trat sie dem Verein ehemaliger Heimkinder bei. 2012 fragte der Verein, ob sie bereit wäre, dem WDR ein TV-Interview zu ihren Erfahrungen als Heimkind zu geben. Sie willigte ein, wurde jedoch nach Ausstrahlung des Interviews von der Familie ihrer leiblichen Mutter massiv angefeindet. Ihr Bruder stellte jeglichen Kontakt zu ihr ein. Aus Rücksicht auf ihren Bruder hatte die Autorin im Interview sogar alles für die Familie Belastende verschwiegen und lediglich Ereignisse aus der Heimzeit geschildert.
2017 wurde sie als anerkanntes Heimkind für das ihr zugefügte körperliche und seelische Leid während ihrer Heimzeit, die damit verbundenen Folgeschäden und die von der Institution nicht sozialversicherungspflichtig angemeldete Arbeit im Heim vom Landschaftsverband Rheinland entschädigt.